Asseln - Sein werden und Wandeln
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Nun aber wieder zu den geschichtlich eindeutig belegten Fakten:
Nach der verlorenen „Hermannsschlacht“ 9 nach Chr., in der 3 römische Legionen mit rd. 20.000 Mann vernichtet wurden, erfolgte um 15 n. Chr. ein Rachefeldzug des römischen Feldherren Germanicus. Nach Tacitus lagen die Gebeine der 6 Jahre zuvor Gefallenen noch unbeerdigt in einem Walde namens „Teutoburg“ herum. Germanicus verwüstete die ganze Gegend, die Bevölkerung wurde verschleppt. Die Bructerer stießen in dieses entvölkerte Gebiet, so berichten jedenfalls römische Schriftsteller am Hof von Ravenna: An den Quellen der Lippe und Pader wohnen die Bructerer. Im 5.-6. Jahrhundert, der Zeit der Völkerwanderung, kamen die Langobarden auf ihrem langen Marsch von Skandinavien nach Oberitalien auch durch das Gebiet der Sachsen und drängten diese in unsere Gegend ab. Die Sachsen errichteten Kultstätten z. B. bei den Externsteinen, bei Marsberg und bei Driburg.
Für die Jahre der Völkerwanderung fehlen jegliche Überlieferungen. Mancher Deutung nach soll der Kampf zwischen Siegfried und dem Drachen (Nibelungenlied, sinnbildliche Darstellung von Kämpfen im Rahmen der Völkerwanderung) entweder auf dem Sintfeld (nördlich Fürstenberg) oder auf dem Soratfeld (Gegend um Lichtenau, südlich von Asseln) stattgefunden haben.
Erst mit Karl dem Großen tritt unser Raum wieder in das Geschehen der Geschichte ein. Der Frankenkönig bemächtigte sich in heftigen Kämpfen zwischen 772 und 794 unseres Raumes und zwang die heidnischen Sachsen zur Annahme des christlichen Glaubens.
777 baute er die Kaiserpfalz in Paderborn und gründete das Bistum. Ob die der Gemeinde Asseln benachbarte Karlsburg oder auch Karlsschanze, in der Nähe des Fernsehturmes, eine Flieh- und Schutzburg aus dieser Zeit war, mag dahingestellt bleiben, da außer einigen Feuersteinen Fundstücke nicht vorliegen. Vermutungen zur Erbauzeit schwanken zwischen der sächsisch-karolingischen Zeit und dem 13. Jahrhundert. Angeblich kommt der Name „Karlsschanze“ erst seit dem 18. Jahrhundert vor. Eine wohl ältere Bezeichnung lautet „Behmburg“.
Im Zuge der Christianisierung und mit Einsetzung der Bischöfe als weltliche und geistige Macht entstanden zahlreiche Kirchsprengel, in denen die Kirchen die das Leben bestimmenden Zentren wurden. Das Land wurde zentral vom Königshof in Paderborn, der „curtis regia“, zunächst missioniert und dann verwaltet. Bischofssitz wurde Paderborn im Jahre 795 anstatt Büraburg a.d. Eder (Fritzlar) als Zugeständnis an die bis dahin heidnischen Sachsen, die vornehmlich durch den hl. Sturmius, einem Schüler des Bonifatius, bekehrt worden waren (776 Bau der ersten Kirche an den Quellen der Pader und 780 Beschluss der Reichsversammlung in Bad Lippspringe über die Gründung des Bistums Paderborn).
Haupthöfe mit zugeordneten Nebenhöfen besorgten die Bewirtschaftung der Felder und die Einbringung der festgesetzten Abgaben, des sog. „Zehnten“. 1015 erfolgt die erstmalige urkundliche Nennung des Ortes Asseln -“Predium Aslan“- gemeinsam mit dem „Predium Holthem“ (Holtheim). 1036 wird Asseln in der „Vita Meinwerci“ als einer der 4 Nebenhöfe des Haupthofes Bekena (Altenbeken) genannt. Bereits aus dem Jahr 989 soll eine Urkunde vorliegen, die aussagt, dass die Kirche von Paderborn im Besitz der Gerichtsbarkeit im Gau Soratfeld und damit auch, besonders erwähnt, über den Ort Asseln gewesen sei (Ausschnitt aus der Tageszeitung, zu finden in der Chronik von Asseln, Jahr 1957).
Aus jener Zeit ist auch ein lokales Adelsgeschlecht derer „von Aslan“ bekannt. Graf Hahold III., Graf an der Diemel und im Hessengau, zeugt um das Jahr 1000 mit der Gräfin von Werl den außerehelichen Sohn Bernhard. Dieser, als unehelicher Sohn der Grafschaft enteignet, heiratet die Gräfin Haseke de Aslan, ihre Mitgift in die Ehe sind die Orte Asseln, Atteln und Etteln. Die Grafschaftsrechte des um 1011 verstorbenen Grafen Hahold III. schenkt Kaiser Heinrich am 10.04.1011 dem mit ihm befreundeten Bischof Meinwerk. Er verlehnt die Grafenrechte im Almegebiet an den Grafen Esic de Aslan, den Schwager des entmachteten Bernhard. Dieser bekam einen Sohn, Graf Erpo. Graf Erpo gewann die Gunst des Bischof Meinwerk durch Heirat mit einer entfernten Verwandten des Bischofes und erhält als Graf Erpo de Aslan die Grafenrechte über das Soratfeld durch Bischof Meinwerk. Die Söhne des Erpo, Erpo von Padberg und Thietmar, erhalten nach dessen Tod jeweils die Hälfte der Grafschaft, Asseln gehört zum Besitz des Thietmar und gehört dann nach 3 weiteren Generationen als Nord-Östlichster Zipfel zur Grafschaft der Edelherren von Büren.
(Anmerkung des Verfassers: Geschichtlich interessierte Heimatfreude wissen, dass es auch in der Nähe von Rimbeck eine Gemarkung Asseln gibt. Dort sind, in einem Wäldchen auf einer Anhöhe, sogar noch die Reste einer Burg Asseln vorhanden. Auszug aus der Gemeindechronik von Wethen: …Zwischen den Herren von Wethen und Asseln hatte stets ein freundschaftliches Verhältnis geherrscht, das durch verwandtschaftliche Bande noch gestärkt wurde. Etwa l km von der Gemarkungsgrenze entfernt, steht heute am Wege nach Rimbeck der Rest der ehemaligen Burg Asseln. Gleich daneben liegt ein Hügel, auf dem die Kapelle gestanden haben soll. Die Flurbezeichnungen Nr. 143-148 (S. 11) weisen noch auf die Nähe der ehemaligen Siedlung hin. Zur besseren Verbindung wurde der „Bohlweg" durch das sumpfige Gelände des Bruchs gelegt. Die Herren v. Asseln besaßen ein Erbbegräbnis in der Kirche zu Wethen. Als gemeinsamer Geistlicher wirkte 1378 Detmar Gockenius als Pastor in Wethen und Kaplan in Asseln; er bekundet, daß die Streitigkeiten über die Grenzen der Marken Wethen und Asseln zwischen Heinrich von Asseln und Wedekind von Wethen beigelegt sind (StA Marburg: Wald. A.U. 4368)…).
Ob es sich hier um dieselbe Adelslinie handelt konnte bislang nicht geklärt werden.
Die Lebensverhältnisse der einfachen Menschen in jener Zeit werden wohl kaum ansprechend gewesen sein. Die Menschen lebten mehr schlecht als recht vom Ackerbau und aus dem Walde. Ackerbau und Viehzucht bildeten die Grundlage der Existenz von bis zu 85% der Menschen. Aus den spärlichen Ernteerträgen entrichteten die Menschen noch die Abgaben für die Grundherren. Die verbleibende Menge reichte oft gerade für das Auskommen des folgenden Jahres. Ernteüberschüsse waren die Ausnahme, dementsprechend groß war die Furcht vor Missernten und Witterungsunbilden. Der Ertrag je Morgen an Getreide betrug in der Regel nur 4 Zentner, das Vieh war außerordentlich leicht. Ein Urteil der preußischen Domänenkammer von 1803 zur Qualität der Rinder im aufzuhebenden Kloster Dalheim lautet wie folgt: „Das Rindvieh ist von schlechter Art und geringer Qualität, klein und unansehnlich und kaum schwerer als 300 Pfund. Eine frisch melk gewordene Kuh gibt täglich nicht mehr als 4 Maß Milch.“ Wir können davon ausgehen, das das Rindvieh in der Klosteranlage Dalheim durchschnittlich noch von besserer Qualität und Leistung war als in den übrigen Betrieben.